Kultur wirkt.

 

Hans Knopper M.A.

Axel Klepsch
im Krabbedans

Hans Knopper: Membran.- In: Ausstellungskatalog Krabbedans Eindhoven 1990: Kunstenaars verbonden aan de Jan van Eyck Akademie, Heft 3.- 
Herausgeber: Jan van Eyck Akademie Maastricht.- 
Ausstellung November 1990, 
Auflage: 750 Exemplare


Text von Hans Knopper:

Membran

Der Düsseldorfer Axel Klepsch ist bisher vorrangig als Videokünstler bekannt geworden. Seine Videobänder und -Installationen sind Verdichtungen von Erfahrungen in Bildern, Symbolen und Geschichten, die alle in irgendeiner Form auch mit Wasser zu tun haben. Regen, Meer, Schifte, Tränen, Leuchttürme, Bugwellen und Tropfen werden in den teilweise mit ironischem Unterton erzählenden Bildern immer dann verwendet, wenn auf Abschied, Gefährdung, Sehnsucht oder Tod angespielt werden soll.

In den bisherigen Ausstellungen von Axel Klepsch dominierten seine Videoinstallationen. Objekte und Zeichnungen die nicht unmittelbar Elemente seiner Videoinstallationen waren, stellte er eher beiläufig aus. Dabei spielen sie im Atelier des Künstlers als Ausgangs‑ und Kristallisationspunkte für die Konkretisierung seiner Vorstellungen eine lebendige Rolle. Axel Klepsch sieht sie nie als fertig im Sinne von endgültig an, sondern sie dokumentieren einen Moment seiner derzeitigen Auseinandersetzungen. Zu späteren Zeitpunkten können sie wieder aufgegriffen, verändert oder in einen anderen Zusammenhang gesetzt werden.

In jüngster Zeit schenkt Axel Klepsch diesen Objekten so große Aufmerksamkeit, daß er in Eindhoven erstmals eine Reihe von videounabhängigen Arbeiten in den Mittelpunkt stellt.

Auf gleich hohen Sockeln sind kleine dreidimensionale Ereignisse ausgestellt. Auf den ersten Blick sind über eine glatte Flüssigkeitsoberfläche wie Gebirge, Kontinentalschollen wirkende und andere Formen aufgestiegen, die überall von der Flüssigkeit überzogen sind. Vielleicht hat die Formentstehung soeben erst stattgefunden. Erst jetzt bemerkt man, daß die Flüssigkeit hart, erstarrt ist und die Formen wie eine Haut überzieht. Der Vorgang erscheint wie eingefroren. Das Auge wandert zwischen der ruhigen Flüssigkeitsoberfläche und den Formen hin und her und setzt beide in spannungsvolle Beziehung zueinander.

An anderer Stelle stößt der Blick hinter der dünnen Flüssigkeitshaut auf Formationen und Landschaften, die wie versiegelte, im Lack verborgene Bilder wirken. Indem die Energien der Flüssigkeit eingefroren sind, werden die entstandenen plastischen Formen und Landschaften betont und aus dem Zeitfluß herausgehoben, objektiviert.

Schiffe und Boote, die in Axel Klepschs Videobändern auftauchen, schwimmen als große Körper auf der Fläche, die zwischen Wasser und Luft den Druckausgleich herstellt. Geschehnisse in diesen Bändern ereigneten sich über und unter Wasser. In den jetzt gezeigten Arbeiten ist die Oberflache der erstarrten Flüssigkeit die Trennungsmembran zwischen zwei Welten, zwischen potentieller Zukunft, nämlich den noch (?) verborgenen Formulierungen, und der konkretisierten Form, zwischen Kunstwelt und Wirklichkeit.

Die ausgestellte Videoarbeit besteht aus einem aufgesockelten Monitor, dessen Bildfläche in die Waagerechte gekippt ist und der ein mit der Flamme gezeichnetes Herz, das wie Ringe auf einer Wasseroberfläche größer wird, zeigt. Die Mattscheibe wird zur Wasseroberfläche und der Betrachter schaut ins Bild, in einen Brunnen wie in eine andere Welt.

Axel Klepsch entdeckt in den Fließ‑ und Siegelqualitäten von Lacken Verwandtschaften mit den nivellierenden Eigenschaften von Wasser und Mattscheibenoberflächen. Indem er diesen Phänomenen experimentell nachgeht, bereichert er sein bisheriges Formenrepertoire mit konkreten Gestaltungen und eröffnet neue Wirklichkeitsebenen.

Hans Knopper 1990

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