Hans Knopper M.A.

Ausstellungskatalog  Städtische Galerie im Deutschen Klingenmuseum Solingen:  
Hans-Georg Inhestern. Ausstellung - Transport - Lager.- 
Vorwort: Hans Knopper, Texte: Raimund Stecker und unbekannt (Otto-Versand).-
64 S., 29 x 22 cm,
Ausstellung vom 23.11. bis 29.12.1991.
Fotos: Klaus Berner und unbekannt (Otto-Versand).
Materialsponsoring duch VEGLA GmbH Aachen und Otto-Versand Hamburg
Aufl.: 500 Ex.

Vorwort von Hans Knopper:

Sammeln - Bewahren - Ausstellen lautet der klassische Auftragsdreiklang der Museumsarbeit. Eigens für diese Zwecke geschaffene Gehäuse entreißen Gegenstände dem Zeitfluss: Schachteln, Schatullen, Schubladen, Regale, Schränke, Vitrinen, Kammern, Depots. Kommt es dann in Ausstellungen doch wieder zur direkten Konfrontation der Sammlungsgegenstände mit der Gegenwart, so muss die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit in der Regel durch Glas hindurch stattfinden. Bis zur Unkenntlichkeit gereinigt gibt das Glas den Blick auf Gegenstände frei, die brillant wie nie zuvor ihre Aura entfalten können. Die Präsentation hinter Glas wird zur Verständnishilfe.

Ausstellung - Transport - Lager betitelt Hans-Georg Inhestern seine Präsentation. Dem Besucher des Lager- und des Ausstellungsraumes wird schnell klar, dass die Objekte und Skulpturen nicht nur transportiert worden sind, sondern der Transportgedanke selbst zu ihrem Inhalt gehört. Häufig sind Fundstücke Ausgangspunkte für Inhesterns Bearbeitungen. Vor allem in der Art ihrer Präsentation finden die Objekte ihre besondere Thematisierung: Drahtglasbehältnisse heben die Stücke - im dreifachen Wortsinn - auf. Die Rasterstruktur des Glases behindert die profane Erscheinungsweise der Objekte, befruchtet und erhöht aber die Wahrnehmung im Betrachter. Durch die Verrätselung ihrer Erscheinung wird den Gegenständen eine Bedeutung zuteil bzw. werden die Gegenstände auf ihren Bedeutungskern hin fokussiert. Die Befragung der Objekte durch den Künstler kreist immer wieder um die drei Eigenschaften Volumen, Masse und Gerüst. Trinitäten-Sammlung heißt eine der ausgestellten Arbeiten, der Begriff der Trinität (Dreieinigkeit) lässt sich auf alle Arbeiten übertragen, ist Gestaltungs- und Denkprinzip zugleich.

Das 1991 von Inhestern geschaffene Drahtglas-Auflagenobjekt mit drei Seifenstücken, die die Namen Marx, Lenin und Engels tragen, darf als Anspielung auf die jüngste Geschichte verstanden werden: das dialektisch-materialistische Weltbild wird im Handwaschprozess zum trinitätischen. Auf andere Objekte übertragen heißt das, Inhesterns Objekte setzen einen Rezipienten voraus, der über die Dingwelt hinausgehenden Anspielungen gegenüber imaginationsbereit ist.

Der Otto-Versand war es…

Hans Knopper 1992