Kultur wirkt.

 

Hans Knopper M.A.

Deutsches Klingenmuseum Solingen Führer durch die Sammlungen

Hans Knopper: 
Die städtische Galerie.-
in: Deutsches Klingenmuseum Solingen. Führer durch die Sammlungen.- 
Köln: Rheinlandverlag 1992.-
S. 122-125.-

Text:

Die Gemäldesammlung der Städtischen Galerie hat unterschiedliche Wurzeln. Seit 1954 kaufte das Deutsche Klingenmuseum Gemälde an, auf denen Bestecke und Waffen abgebildet sind. Kenntnisse über die Besitzer der Waffen, über die Anwendung der Bestecke und über das historische Umfeld lassen sich aus diesen gemalten Zeugnissen gewinnen. So zeigen die Stilleben aus dem 17. Jahrhundert Messer, wie sie auch in der Fachsammlung original vorhanden sind.

Einen weiteren Schwerpunkt - Gemälde des 19. Jahrhunderts - bildet die Sammlung des Solinger Fabrikanten Arthur Dorp, die seine Witwe dem Museum gestiftet hat. Sie gewährt Einblick in die künstlerische Liebhaberei eines bergischen Kunstfreundes aus dem frühen 20. Jahrhundert. Neben diesen beiden Bereichen bestimmen die Werke der Maler Friedrich August de Leuw, Robert Engels und Georg Meistermann den Charakter der Städtischen Galerie. 

Friedrich August de Leuw
Friedrich August de Leuw ist einer der Landschaftsmaler, die um 1840 dem Ruf der Düsseldorfer Kunstakademie gefolgt sind und die Malklasse von Johann Wilhelm Schirmer besucht haben. De Leuw wurde 1817 im kleinen, heute zu Solingengehörenden Gräfrath geboren. Sein Vater war ein seinerzeit bis nach England berühmter Augenarzt, der hier seine Praxis hatte. Zahlreiche Ansichten vom Gräfrather Kloster, dem historischen Marktplatz und der näheren Umgebung wie auch der Eifel verdanken wir diesem frühen Solinger Künstler.

Robert Engels
Robert Engels, der Sohn eines Solinger Stahlwarenfabrikanten, besuchte ab 1887 die Düsseldorfer Kunstakademie und wurde Meisterschüler von Peter Janssen. 1898 erhielt er den ersten Preis eines Wettbewerbs um die beste Märchenillustration der Münchner Zeitschrift „Jugend", zu deren Zeichnern er fortan gehörte. Robert Engels' Zeichnungen aus der Zeit um die Jahrhundertwende haben den Begriff des Jugendstils mitgeprägt. Von 1910 bis zu seinem Tode 1926 war Engels Professor an der Kunstgewerbeschule in München.

Georg Meistermann ‑ sein Werk
Der 191 1 in Solingen geborene Maler, Graphiker und Glasmaler Georg Meistermann gehörte zu den bedeutenden Künstlerpersönlichkeiten der deutschen Nachkriegszeit. Die Städtische Galerie im Deutschen Klingenmuseum besitzt eine umfangreiche Sammlung seiner Arbeiten vor allem aus dem in Solingen entstandenen Frühwerk.
Obwohl die Nationalsozialisten ihn 1933 mit einem Studien‑ und Ausstellungsverbot belegten, gelang es ihm, sich in Solingen autodidaktisch so weiterzuentwickeln, daß er nach dem Krieg schnell Anschluß an die neuen Kunstströmungen fand. Entsprechend seinem Anspruch, als Künstler auf das öffentliche kulturelle Leben einzuwirken, bezog er früh die Glasmalerei in sein Schaffen ein. Den Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg hat er mit einer Vielzahl von Fenstergestaltungen künstlerisch mitgeprägt und ist so für eine ganze Generation von Glasmalern zum Vorbild geworden. Bedeutende Fenster befinden sich u. a. im Funkhaus des WDR und in St. Gereon in Köln, in der Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche in Berlin aber auch in St. Michael in Solingen.

Bestärkt durch seine Erfahrungen im ,Dritten Reich' war Meistermann zeit seines Lebens ein leidenschaftlicher Kritiker der offiziellen Kulturpolitik von Staat und Kirche. Als Vorsitzender des Deutschen Künstlerbundes und als Professor an den Kunsthochschulen in Düsseldorf, München, Frankfurt und Karlsruhe kämpfte er für die unbedingte Autonomie von Kunst und Künstlern. Jegliche Reglementierung lehnte er ab. Als Lehrer, Künstler und Person des öffentlichen Lebens war Georg Meistermann „eine der unabhängigsten Gestalten auf der Bühne der Zeit" (Karl Ruhrberg).

Georg Meistermann – Biographie
1911          Am 16. Juni in Solingen geboren
1928-33    Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf bei 
                   Heinrich Nauen und Ewald Mataré
1933          Zwangsweiser Abbruch des Studiums und
                   Ausstellungsverbot 
1938          Erste Glasfenster für die Kirche St. Engelbert in Solingen (im
                   Krieg zerstört)      
                   Die Stadt Solingen erwirbt 4 Gemälde Meistermanns  
1946          Erste Ausstellung im Städtischen Museum, Wuppertal
1950          Erster Preis im Blevin‑Davies­ Wettbewerb für das Gemälde „Der
                   neue Adam"
1951          Kulturpreis der Stadt Wuppertal
1952          Kulturpreis der Stadt Köln
                   Professur am Städelschen Kunst­institut Frankfurt/Main
                   Treppenhausglaswand im Funkhaus Köln
1955          Professur an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf
                   Teilnahme an der 1. Kasseler documenta
1956          Preis für Glasmalerei in Darm­stadt
1957          Erste abstrakte Glaswand für die Heilig‑Kreuz‑Kirche in Bottrop
1958          Preis für Glasmalerei in Salzburg
1960‑76    Professur an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste
                   Karlsruhe
1965          Solingen erwirbt eine Privatsammlung mit 96 Arbeiten
                   Meistermanns
1967‑72     Präsident des Deutschen  Künstlerbundes
1969‑73     Umstrittenes Ölbild: „Farbige Notizen zur Biographie des
                   Bundeskanzlers Brandt"
1974          Kulturpreis der Stadt Solingen
1981          Verleihung des großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern
1984          Romano‑Guardini‑Preis, München
1989          Staatspreis des Landes Nordrhein‑Westfalen
1990          am 12. Juni in Köln gestorben.

Georg Meistermann ‑ Selbstbildnis
Das Selbstporträt Der Maler" ist ein zentrales Bild im Frühwerk Meistermanns. Es zeigt ihn mit Senkblei, Zeichenpalette und Pinsel in den Händen. Umgeben ist er von Stilleben, einem geöffneten Fenster und Landschaftsteilen. Der Maler versucht, die aus den Fugen geratene Welt zu ordnen. Der Kopf ist ihm dabei Mittelpunkt, der Blick nach innen gewendet. Überlagert sind diese Motive von einem Gitternetz, das als Versinnbildlichung der geistigen Unfreiheit der Zeit verstanden werden kann. Nach eigener Aussage formulierte Meistermann hier seine Sicht vom geistigen Menschen als Gegenposition zum nationalsozialistischen Menschenbild.

Hans Knopper 1991

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