Kultur wirkt.

 

Hans Knopper M.A.

Bergenstollekniven

Ausstellungsleporello Deutsches Klingenmuseum Solingen: 
Bergenstollekniven. Norwegische Messermacher im Deutschen Klingenmuseum.-
Mit einem Text von Hans Knopper
10 x 14,5 cm
Ausstellungsdauer: 14.6 - 16.8.1998

Text:

Tollekniv Das Norwegermesser
Das norwegische Wort „tollekniv" hat sich aus dem altnorwegischen Wort talguknifr gebildet. Darin wiederum steckt das Verb talga (= schneiden, schnitzen). Im engeren Wortsinne steht also ein Schnitzmesser im Mittelpunkt der Ausstellung. Für eine größtmögliche Alltagstauglichkeit dieser Messer sind Klinge, Heft und Scheide seit Jahrhunderten in ihrer Form und in den verwendeten Materialien harmonisch einander angepaßt.                                     

Die Klinge ist aus dreilagigem Stahl geschmiedet. Der Kern besteht aus möglichst reinem Karbonstahl und garantiert lang anhaltende Schärfe. Die eher kurzen Klingen sind gebürstet, selten poliert und formen so den robusten Charakter des Messers. Die vollständige Herstellung von Hand sichert jedem Messer seine selbstverständliche Einmaligkeit und den individuellen Charakter. Wenn die Klingen nicht selbst geschmiedet sind, so werden solche von guten Schmieden gekauft, und der Messermacher konzentriert sich auf die Arbeit an Heft und Scheide. Neben norwegischen Hölzern wie z.B. der Birke werden alle verwendbaren Hölzer, auch exotische, sowie Knochen, Horn und Leder verarbeitet. Der Messermacher muß also Spezialist für die unterschiedlichen Materialien sein und die entsprechenden Arbeitskniffe kennen. Im „tollekniv" sind diese Kenntnisse anschaulich miteinander verbunden.

Grundsätzlich läßt sich das „tollekniv" bis in die frühe Eisenzeit, die Tradition in der Verarbeitung der Materialien bis zu den Wikingern zurückverfolgen. Edle Metalle wie Silber oder Gold und die Verwendung von technisch aufwendiger Ornamentik spielten beim „tollekniv" von Ausnahmen abgesehen keine große Rolle. Im Grunde ist es ein jederzeit griffbereites Alltagswerkzeug, ein widerstandsfähiges Gebrauchsmesser, mit dem besonders Holz bearbeitet wurde, das aber auch auf dem Feld, beim Fischfang oder Jagd seine Bedeutung hatte. Es eignete sich  aber ebenso als Schreibinstrument: mit ihm wurde einst die Runenschrift in Holz geschnitten.

Das „tollekniv" wurde als Teil der Kleidung ganz selbstverständlich in der Scheide am Gürtel getragen. Eine alte norwegische Redensart besagt: Ein messerloser Mann ist ein lebloser Mann. Als Waffe war und ist das Messer nur wenig brauchbar.

Im 19. Jahrhundert erfuhr mit zunehmendem historischen Interesse die Messermacherkunst eine sozialromantische Wiederbelebung, die sich u,a. in den nun häufiger auftretenden Verzierungen der Scheiden und Hefte ausdrückt. In dieser Zeit wurde das „tollekniv" in seiner Anwendung immer auf die kunsthandwerkliche  Schnitzerei beschränkt gesehen.

Das seit einigen Jahren neu entstandene Interesse an diesen Messern und ihrer Herstellung sieht in ihnen auch heute noch die treuen und vielzweckmäßigen Begleiter des Norwegers durch seinen Lebensalltag.

Bergenstollekniven
Der Messerklub Bergenstollekniven aus Bergen ist eine 1989 gegründete Interessensgemeinschaft westnorwegischer Messermacher.
Ziel des gegenwärtig rund 160 Mitglieder umfassenden Klubs ist es, die besondere Tradition und Kunst in der Herstellung des Tolleknivs, des norwegischen Schnitzmessers, zu pflegen.
Die Mitglieder spezialisieren sich auf die Anfertigung der Griffe, der Scheiden oder auf das Schmieden, Härten und Schleifen eigener Klingen.

Manche stellen ihre Messer inklusive der Scheiden komplett selbst her. Daß diese Messer schließlich stolz getragen werden, gehört selbstverständlich dazu.

Hans Knopper 1998

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