Kultur wirkt.

 

Hans Knopper M.A.

Suse Wiegand
Himmel und Erde

Ausstellungskatalog Blumenladen im Städtischen Klinikum Solingen, Deutsches Klingenmuseum Solingen:  
Suse Wiegand. Himmel und Erde.- 
Mit einem Text von Hans Knopper.- 
32 S., 10,5 x 15 cm, 
Fotos s/w: Suse Wiegand, 
Fotos Farbe: Christoph Maas.- 
Ausstellung 1997

Text von Hans Knopper:

Das unsichtbare Ereignis

Die Wand des Klinikfoyers öffnet den Blick in einen großen Vitrinenraum, den veränderten ehemaligen Blumenladen. Wie vor einer inszenierten Museumsvitrine sieht sich der Betrachter unmittelbar nah mit einer unerwarteten Situation, die ein Erlebnis auslöst, konfrontiert. Einfache Gegenstände, in ihrer Geläufigkeit unauffällig, von zurückhaltender Farbigkeit sind in die Leere der Vitrine verteilt und beginnen im Kopf des Betrachters eine stumme Kommunikation. Über die leeren Flächen des Bodens und der Wände bilden sie Spannungsfelder, füllen den Raum und stellen Bezüge zueinander her. Das bewußte, nachempfindend erinnernde Wahrnehmen ist die Eintrittskarte in eine vielstimmige und zugleich lautlose Welt, in der die Zeit angehalten zu sein scheint.

Suse Wiegand platziert minimal bearbeitete Fundstücke so, daß sie aus der Realität des Betrachters kippen: um 90° gedreht, halbiert nebeneinander oder einander gegenüber, aufgeschnitten und ummantelt. Die Funktion, die die Gegenstände nach dieser Operation nicht mehr ausführen können, wird so betont und umgedeutet. Welchen Zweck erfüllten Plastik‑ und Bastkorb, Schubkarre und Ballblase vorher? Die den Gegenständen neben ihrer Würde inne wohnende Erweiterung, das hinzukommende Element, was abwesend ist, kennzeichnet die Stimmung der gesamten Installation: das möglicherweise Notwendige. An den Wänden, auf dem angehobe­nen Fußboden, ähnlich Fußballtoren der Raummitte zugewandt, lie­gen wie aufgereiht die Objekte, wie um den Ball eines unbekannten Spiels aufzufangen.

Der Betrachter wird bei der Entfaltung der Bezüge zwischen den an‑ und abwesenden Gegenständen selbst zum Schauplatz. Würde, Vergänglichkeit, Sinn und das mögliche Weiterschreiten der Zeit beschäftigen ihn.
Eine genaue Gegenstandsbeobachtung, die präzise Gewichtung der Ausdrucksstärken, die Vergewisserung der formalen Begrifflichkeit mit Hilfe der Zeichnung, die sprachliche Fixierung der Objekteigen­schaften und die fotografische Dokumentation der stillen Kommuni­kation sind Elemente im künstlerischen Prozeß Suse Wiegands.

Für Suse Wiegand verläuft der Orientierungsprozeß eines Künstlers und die Rekonvaleszenz eines Kranken in Teilen analog. Auf der Suche nach sinnhaften Zusammenhängen unterscheiden sie sich nur durch den Grad der Freiwilligkeit.

Hans Knopper 1997

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